28.09.2024 –, Saal
Sprache: Deutsch
Die Biodiversitätskrise ist eine stille, aber umso größere Bedrohung der Menschheit. Die Medien berichten darüber, aber eine Gruppe von Tieren kommt dabei regelmäßig zu kurz: Insekten. Dabei sind zentraler Bestandteil unserer Ökosysteme, das Fundament der Nahrungspyramide. Brechen sie weg, kollabieren komplette Lebensräume.
Eine Binse des Naturschutzes lautet: „Menschen schützen nur das, was sie kennen.“ Die Leute müssen also mehr über Lebewesen in ihrer Umgebung erfahren – vor allem über die, die nicht flauschig und süß sind: Königslibelle, Palpenmotte oder Warzenbeißer. Insekten sind die vielfältigste Tiergruppe auf dem Globus. Gleichzeitig fällt es vielen Redaktionen schwer, spannende journalistische Ansätze zur Biodiversität zu entwickeln und umzusetzen. Journalisten schreiben nur über das, was sie kennen.
Mit „Was krabbelt da?“ wollen wir genau dort ansetzen. Gefördert vom Medieninnovationszentrum Babelsberg entwickeln wir eine Schnittstelle, die Daten von einer Insekten-Kamerafalle automatisch überträgt, eine KI bestimmt die Tiere, und „Was krabbelt da“ macht diese Daten für innovative Formen der Berichterstattung nutzbar – etwa für multimediale Live-Einblicke oder Dialogformate per Messenger. Redaktionen bekommen also tagesaktuelle Daten über Insekten direkt vor der eigenen Tür und können ihren Nutzer*innen das Thema Artenvielfalt lebensnah und interaktiv vermitteln.
In diesem Workshop stellen wir die Technik vor und zeigen, wie Redaktionen die Daten für Journalismus über Artenvielfalt einsetzen können. Wir stützen uns dabei auf die Erfahrungen, die wir mit unseren Medienpartnern Radio Potsdam und RiffReporter.de in der Pilotphase dieses Projekts gesammelt haben – von Live-Einblicken wie eine Art Insekten-Wetterbericht über Social-Media-Nutzung mit Multimedia-Anteilen bis hin zu Hörer-Challenges und Gamification-Formaten.
Das Herzstück von „Was krabbelt da?“ ist die Insect-Detect-Insektenkamera, entwickelt von Wissenschaftlern des Julius-Kühn-Instituts in Dossenheim und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv). Es handelt sich um eine DIY-Kamerafalle, deren Komponenten und Software Open Source sind.
Joachim Budde hat das Projekt „Was krabbelt da?“ [https://waskrabbeltda.de/] ins Leben gerufen, konzipiert, und er leitet es. Er arbeitet als freier Wissenschaftsreporter für öffentlich-rechtliche Radiosender, überregionale Zeitungen und RiffReporter.de http://riffreporter.de/ [https://www.riffreporter.de/de/autorinnen-und-autoren/joachim-budde]. Dort hat er 2023 zusammen mit Sigrid März das Insektenmagazin „Geziefer“ [https://www.riffreporter.de/de/genossenschaft/recherche-kollektive/geziefer-insekten-bienen-krabbeltiere-schaedlinge-schmetterlinge-falter-kaefer-libellen] gegründet. Sein Spezialgebiet sind Insekten – vom Krankheitsüberträger bis zum Vogelfutter.
Sigrid arbeitet als freie Wissenschaftsjournalistin und schreibt über Medizin, Forschung und Insekten.