SciCAR 2024

Digital und resilient? Technologiegetriebene Demokratieforschung und Datenjournalismus in Krisenzeiten
28.09.2024 , Saal
Sprache: Deutsch

Die Digitalisierung hat unsere Art zu kommunizieren und die Welt zu begreifen radikal verändert. Ursprünglich als Plattformen für den Austausch gedacht – und einst für demokratische Protestbewegungen genutzt – dienen Online-Social-Networks heute oft als Organisationswerkzeuge für antidemokratische Bewegungen. In den letzten Jahren haben multiple Krisen wie die Covid-Pandemie, der Klimawandel und der Krieg gegen die Ukraine, zusammen mit dem Aufstieg populistischer und autoritärer Kräfte, liberale Demokratien vor große Herausforderungen gestellt. Algorithmische Rankings und Empfehlungssysteme verstärken dabei Polarisierung und Desinformation. Gesellschaftliche Spannungen und Spaltungen werden immer sichtbarer. Doch entlang welcher Linien verlaufen diese Gräben eigentlich? Wie könnten demokratiestärkende Technologien und eine technologieorientierte Demokratieforschung aussehen? Wie lassen sich Plattformen so gestalten, dass sie den demokratischen Austausch fördern? Und wie können wir Desinformation mit Hilfe von KI effektiver analysieren und bekämpfen?

Ein neues Forschungsfeld in der Wirtschaftsinformatik, die Digitale Demokratie, untersucht, wie Technologien und Plattformen die Demokratie unterstützen oder gefährden können, und entwickelt Ansätze für eine präzise Analyse gesellschaftlicher Stimmungen sowie für resilientere, demokratische Technologien. Die Keynote gibt Einblicke in aktuelle Forschung und zeigt, wie Ansätze aus diesem praxisnahen Feld in den (Daten-)Journalismus übertragen werden können.

Jonas Fegert leitet das House of Participation (HoP) am FZI Forschungszentrum Informatik und ist Senior Expert für den Themenbereich „Digital Democracy & Partcipation“. Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) promovierte er bei Christof Weinhardt in der Wirtschaftsinformatik mit einem Aufenthalt als Visiting Scholar an der University of Southern California. Zuvor studierte er Politikwissenschaft, Governance und Public Policy in Berlin, Friedrichshafen und Porto Alegre. Sein Studium und die Auslandsaufenthalte wurden u.a. durch Stipendien des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks (ELES) und der BMW Foundation gefördert.

Am FZI arbeitet Fegert seit 2019, ab 2021 als Abteilungsleiter und seit 2024 als Leiter des HoP. Er verantwortet Projekte wie SOSEC (Landecker Foundation), VIRTUS (BMBF), TWON (EU-Kommission) und DeFaktS (BMBF). In den Forschungsvorhaben beschäftigt sich das Hop-Team mit gesellschaftlicher Polarisierung, der Bekämpfung und Analyse von Desinformation, digitaler Bürger*innenbeteiligung und einer modernen digitalen Verwaltung. Am KIT beschäftigt sich seine Forschungsgruppe mit ebendiesen Themen. Von 2008 bis 2014 arbeitete er im Bundestag und von 2014 bis 2018 war er als Referent am Aufbau von Initiativen und Strukturen des jüdischen Begabtenförderungswerks ELES beteiligt. Ehrenamtlich engagiert er sich im Verein Die Wirtschaftsinformatik sowie als stellv. Beiratsvorsitzender des ELES. Fegert ist Mitglied der Coalition for Pluralistic Public Discourse und ROI Fellow der Schusterman Foundation.